Geschichte des Hauses

Das Kloster Rottenmünster geht auf eine Abspaltung einer kleinen Frauengruppe aus einer Schwesterngemeinschaft zurück, die in „Hochmauren“ in der dortigen sogenannten „Bertholdsklause“ unter ihrer Meisterin Williburg ein religiöses Leben führte; ohne bestimmte Ordensregel, ohne eigentliche Klausur und ohne Ordensgelübde. Bei ihrer Suche nach einer neuen Niederlassung hofften die Klausnerinnen von Hochmauren zu Beginn des 13. Jh., sich dem in höchster Blüte stehenden Zisterzienserorden anschließen zu dürfen.

Erster Schritt hierzu war 1221 der Kauf eines Gutes südlich von Rottweil, das den Chorherren von St. Stephan in Konstanz gehörte. Die Schwestern übergaben das Gut dem damaligen Salemer Abt Eberhard von Rohrdorf, dem der Bischof von Konstanz 1222 die Vogteirechte daran übertrug, weil dieser hier ein Kloster bauen wolle. Im selben Jahr forderte Papst Honorius III. das Generalkapitel der Zisterzienser auf, das Kloster in den Orden aufzunehmen und den Abt von Salem zum Vaterabt zu bestellen. Die Inkorporation in den Zisterzienserorden erfolgte am 9. Mai 1224 durch Papst Honorius III., der das Kloster Rottenmünster (rubeum monasterium) in seinen Schutz nahm und ihm die Rechte und Freiheiten des Zisterzienserordens verlieh. Damit verbunden war die Unantastbarkeit des klösterlichen Besitzes, das Kloster war zehntfrei und genoss geistliche und weltliche Gerichtsbarkeit. Das Kloster unterstand unmittelbar dem Hl. Stuhle und nicht dem Konstanzer Diözesanbischof. Erste Äbtissin war die Meisterin von Hochmauren, Williburg, erster Vaterabt der Abt von Salem, Eberhard von Rohrdorf.

1237 wurde Rottenmünster vom Hohenstaufenkaiser Friedrich II. in seinen und des Reiches unmittelbaren Schutz genommen. Hierdurch war Rottenmünster zum Reichsstift erhoben. Der Kaiser übertrug die Schutz- und Schirmpflicht der in direkter Nachbarschaft gelegenen Reichsstadt Rottweil. Darin lag eine Quelle für jahrhundertelange Konflikte. Denn einerseits konnte das Reichskloster ein beachtliches Territorium erwerben, andererseits wollte die aufstrebende Reichsstadt ihr eigenes Territorium abrunden.

Die Äbtissin von Rottenmünster war Landesherrin über das Kloster mit seinem ganzen Besitztum. Sie hatte dort die höchste landesherrliche Gewalt inne; sie durfte die niedere und höhere Gerichtsbarkeit in ihrem Gebiet ausüben. Außerdem hatte sie das Recht, Steuern einzuziehen und Zölle zu erheben, sowie das Recht der freien Pürsch auf ihrem Gebiet.

Dank adeliger Gönner (z.B. Herren von Lupfen, Grafen von Sulz) verlief die wirtschaftliche Entwicklung günstig. Hinzu kamen bedeutende Schenkungen und Mitgiften eingetretener Nonnen aus dem niederen Adel, seit dem 14. Jh. auch des gehobenen Bürgertums der Reichsstadt Rottweil. Diese Schenkungen bestanden meist aus Feldern, Wiesen, Wäldern und ganzen Höfen und verschiedenen Rechten in Dörfern zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb. Schwerpunkte des Besitzes waren das Gebiet um Lauffen o.R., Aixheim, Frittlingen, Zepfenhan und Sonthof, Neukirch und Vaihingerhof. Rottenmünster blieb bis zum Ende des alten Reiches reichsunmittelbares Stift, die Äbtissin war Mitglied des Reichstages, und hatte Sitz und Stimme im schwäbischen Kreistag. Als dessen Mitglied musste sie Soldaten stellen: gewöhnlich ein Pferd und vier Mann zu Fuß. Zu Kriegszeiten erhöhte sich diese Zahl bis auf 30 Mann.

Den personellen Höchststand erreichte der Konvent mit über 100 Frauen zur Zeit der Rottweiler Äbtissin Anna Boiler (seit 1359).
Gegen Ende des 15. Jh. pendelte sich die Zahl der Nonnen auf etwa 20 bis 30 ein. Innerklösterliche Wirren, bis hin zum offenen Schisma im Konvent und der Resignation der amtierenden Äbtissin Beatrix von Enzberg 1475 hatten das klösterliche Zusammenleben in eine tiefe Krise geführt. Erst den Salemer Vateräbten gelang es, diesem Niedergang Einhalt zu gebieten  und das Kloster über die Reformationszeit hinweg zu führen.

Während des 30- jährigen Kriegs (1618 – 1648) litten Kloster und Konvent sehr unter umherziehenden plündernden schwedischen und französischen Truppen. Der französische Marschall Guébriant schlug während der Belagerung der Reichsstadt Rottweil zweimal sein Hauptquartier in Rottenmünster auf. Während dieser Drangsale flüchtete ein Teil der Frauen in die Schweiz, ein anderer in die an der Hochbrücke in Rottweil gelegene Klosterschaffnerei. Am 24.11.1643 zündeten Truppen des Herzogs Friedrich von Württemberg, Oberst unter Guébriant, das Kloster an allen vier Ecken an, wobei auch die Klosterkirche völlig niederbrannte.

Erst in den Jahren 1661 bis 1669 wurden sowohl die Kirche als auch das Klostergebäude nach der Zerstörung im 30-jährigen Krieg unter Äbtissin Ursula Scherlin (1658 - 1687) wieder aufgebaut. Der Wiederaufbau der Kirche erfolgte durch die Vorarlberger Barock-Baumeister Michael Beer und Michael Thumb.

1722 folgte unter der fast vierzigjährigen Regierungszeit der Äbtissin Maria Williburg Frey (1687 – 1725) der aufwendig gearbeitete Kapitelsaal mit einer prächtigen Kassettendecke aus Föhrenholz. Von der Originalausstattung haben sich u.a. eine Reihe von Schwesternporträts und ein großes Konventsbild, das Johann Achert 1703 gemalt hat, erhalten.

Im Laufe des 18. Jh. erreichte der Konvent wieder die Norm von 36 Frauen, von denen etwa ein Drittel Laienschwestern waren.

Die Säkularisation brachte für das Reichsstift Rottenmünster das Ende. Mit der Besitzergreifung Rottweils durch Württemberg am 23. November 1802 erfolgte auch die Besitznahme des Klosters durch 50 Soldaten. Damit kam ein Gebiet von etwa 3000 Einwohnern und jährlichen Einnahmen von 30.000 Gulden an Württemberg. Zwei Drittel des Inventars wurden weggenommen. Silber für mehr als 6000 Gulden, meist liturgische Geräte und Statuen, kamen an den Hof in  Ludwigsburg. Die 25 Chorfrauen, vier Novizinnen und 14 Laienschwestern erhielten samt der Äbtissin die Erlaubnis, das Kloster zu verlassen und in ihre Heimat zu ziehen. Bis auf eine Chorfrau blieben jedoch alle beisammen und bemühten sich vor Ort, Klausur und Gebet weiter einzuhalten. Allerdings waren Neuaufnahmen untersagt, was allein schon der tatsächlichen Auflösung der Abteil gleichkam.

1826 starb die letzte Äbtissin Juliana Mayer. Zu dieser Zeit lebten noch acht Chorfrauen und fünf Laienschwestern in Rottenmünster.

1850 verließ die letzte noch lebende Zisterzienserin, Franziska Gaupp, das Kloster. Eine adäquate Nutzung der leerstehenden Gebäude scheiterte aus vielerlei Gründen. Verwaltungsräume und Salzlager der nahegelegenen Saline Wilhelmshall und auch Wohnungen für Eisenbahnarbeiter waren nur übergangsweise darin untergebracht.

Im Jahr 1898 richteten jedoch die Schwestern von Untermarchtal in Rottenmünster eine Heilanstalt für Geisteskranke ein, nachdem St. Vinzenz in Schwäbisch Gmünd Ende des 19. Jh. zu klein geworden war.

  • A. BRINZINGER: Das ehemalige Reichsstift Rottenmünster bei Rottweil. Gründung, Entwicklung, Aufhebung. Rottweil1906.
  • M. REICHENMILLER: Das ehemalige Reichsstift und Zisterziensernonnenkloster Rottenmünster. Stuttgart 1964
  • F. BETZ: Reichsstift Rottenmünster und Rottweiler Barock. Rottweil1966.
  • H. TÜCHLE: Das Kloster der Zisterzienserinnen. In: Rottenmünster 1224- 1898- 1975, hg. v. d. Genossenschaft der Barmherzigen Schwestern e. V. Untermarchtal. Schwenningen 1975.
  • Wolfgang Zimmermann / Nicole Priesching: Württ. Klosterbuch, 2003

Die Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul in Untermarchtal erwarben 1895 vom württembergischen Staat das ehemalige, 1803 säkularisierte Zisterzienserinnen-Kloster Rottenmünster in Rottweil. Nachdem die Untermarchtaler Schwestern diese ruinöse Klosteranlage mit hohem finanziellen Aufwand umgebaut und durch Neubauten ergänzt hatten, eröffneten sie an dieser traditionsreichen klösterlichen Wirkungsstätte im Jahre 1898 die „Heil- und Pflegeanstalt St. Vinzenz“ mit zunächst 300 Betten.

Gleichzeitig wurde die 1864 in Schwäbisch Gmünd gegründete Vorgängereinrichtung, die "Irren-, Heil- und Pflegeanstalt Sankt Vinzenz" geschlossen und 93 Patientinnen und Patienten mit einem Sonderzug von Gmünd nach Rottenmünster verlegt.
Aufgrund des guten Rufs, weit über das Königreich Württemberg hinaus, erhöhte sich bis zum 1. Weltkrieg die Bettenzahl auf 600. Während des 1. Weltkriegs versahen zahlreiche Ordensschwestern in Lazarettzügen an der Kriegsfront oder in Heimatlazaretten ihren aufopferungsvollen Dienst an verwundeten, kranken und sterbenden Soldaten. Auch in Rottenmünster wurde ein Hilfslazarett eingerichtet.

Existentielle Bedrohung für Patienten und Ordensgenossenschaft brachte die Zeit des Nationalsozialismus mit sich. 1941 wurden alle Einrichtungen der Untermarchtaler Ordensschwestern, einschließlich Mutterhaus, enteignet und einem "Staatstreuhänder" unterstellt. Durch die sogenannte "Euthanasieaktion" wurden über 300 Patienten von Rottenmünster in der staatlichen Tötungsanstalt Grafeneck ermordet. Durch noch folgende Patientenverlegungen in sogenannte "Zwischenanstalten", das Schicksal dieser Patienten ist noch nicht abgeklärt, sank in den Jahren von 1939 bis 1941 die Bettenzahl von 770 auf 332.

Ab 1941 wurden in Rottenmünster ein Wehrmachtslazarett, ein Kriegsgefangenenlazarett, ein Hilfskrankenhaus, eine Haushaltungsschule und eine Einrichtung für die Kinderlandverschickung eingerichtet. Ende 1941 verfügte Rottenmünster über 1129 Betten. Die dafür erforderliche Behandlung, Pflege und Versorgung mussten 254 Ordensschwestern, Angestellte und Wehrmachtssoldaten sicherstellen.

Nach Kriegsende wurde Rottenmünster von der französischen Armee besetzt. Die Besatzungsmacht richtete ein Militärlazarett, ein "Polenlazarett" und ein "Russenlazarett" ein. Die Rückgabe der von der französischen Armee beschlagnahmten Gebäude wurde erst 1954 abgeschlossen. Nur notdürftig konnte die Instandsetzung der durch langjährige militärische Nutzung stark in Mitleidenschaft gezogenen Gebäude erfolgen.

Ab Mitte der 70-iger Jahre begann mit hohem finanziellem Engagement von Sozialministerium und Untermarchtaler Ordensgemeinschaft die Generalsanierung der bestehenden Gebäude, verbunden mit der Errichtung zahlreicher Neubauten. Sowohl die Weiterentwicklung der umfangreichen Gebäudesubstanz als auch die Neustrukturierung des medizinisch-pflegerischen Behandlungsangebots erfolgten in enger Zusammenarbeit mit der Krankenhausplanung des Landes Baden-Württemberg.

Den wirtschaftlichen Erfordernissen der Zeit entsprechend erfolgte zum 1.1.1997 die Umwandlung des Krankenhauses Rottenmünster in eine gemeinnützige GmbH mit 100%-igem Gesellschafteranteil durch die Ordensgemeinschaft und unter Umbenennung in "Vinzenz von Paul Hospital gGmbH Rottweil-Rottenmünster".

Mit mehr als 1200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie rd. 100 Ausbildungsplätzen gehört das Vinzenz von Paul Hospital Rottweil heute zu den bedeutenden Trägern sozial-caritativer Dienste der Region. Die modernen Zentren für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Abhängigkeitserkrankungen, Gerontopsychiatrie, Neurologie mit 467 Betten sind für die psychiatrisch-neurologische Versorgung der Landkreise Rottweil, Schwarzwald-Baar, Zollernalb und des nördlichen Teils des Landkreises Tuttlingen zuständig. Das Versorgungsgebiet umfasst rund 600.000 Einwohner. Ergänzt wird das Leistungsspektrum durch gemeindenahe teilstationäre, ambulante und komplementäre Versorgungsangebote sowie ein Wohn- und Pflegeheim für psychisch kranke Menschen und ein Altenpflegeheim.